Nobelpreiskolloquium
Bereits zum fünfzehnten Mal in Folge fand am 16. Dezember 2021 an der Montanuniversität Leoben das vom Institut für Physik und dem Department Allgemeine, Analytische & Physikalische Chemie organisierte Kolloquium zu den aktuellen Nobelpreisen aus Physik und Chemie statt. Aufgrund der COVID-19 Pandemie musste das Kolloquium wie im Jahr zuvor online ausgetragen werden.
Univ.-Prof. Werner Sitte, der in Vertretung von Rektor Wilfried Eichlseder die von Frau Hochedlinger und Frau Bianca Brandstätter betreute Webex-Veranstaltung eröffnete, konnte wiederum weit über 100 Teilnehmer an den Bildschirmen begrüßen.
Der Nachmittag begann mit dem Vortrag zum Physikthema, welches von Ao.Univ. Prof. Christian Teichert, Institut für Physik, eingeleitet wurde. Der Physik-Nobelpreis 2021 war bahnbrechenden Beiträgen zum Verständnis komplexer Systeme im Rahmen der statistischen Physik gewidmet. Eine Hälfte des Preises erhielt der italienische, theoretische Physiker Giorgio Parisi für die Entdeckung des Zusammenspiels von Fehlordnung und Fluktuationen in physikalischen Systemen von atomaren bis zu planetaren Skalen. Zu je einem Viertel erging der Preis an den japanisch-stämmigen US-Klima-Forscher Syukuro Manabe sowie den deutschen Physiker Klaus Hasselmann, und zwar für Arbeiten aus den 1960er und 1970er Jahren zur physikalischen Modellierung des Erdklimas, für die Quantifizierung seiner Schwankungen und die zuverlässige Vorhersage der Erderwärmung. Aufgrund der Aktualität und Brisanz des Klimawandels wurde dieser Teil des Preises als Vortagsthema ausgewählt, wofür Prof. Dr. Douglas Maraun vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz, einer der Leitautoren zum kürzlich erschienenen sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC, als kompetenter Sprecher gewonnen wurde. Leider musste sein Vortrag mit dem Titel „Das Energiegleichgewicht der Erde, der Klimawandel und der Anteil des Menschen“ wegen massiver Übertragungsprobleme nach ca. 30 Minuten abgebrochen werden. Der Sprecher hat dankenswerter Weise die Aufzeichnung einer tags zuvor an der Universität Graz gehaltenen Präsentation zur Verfügung gestellt, sodass alle Interessierten den gesamten Beitrag nachsehen können.
Nach einer kurzen Pause hat Univ.-Prof. Werner Sitte vom Lehrstuhl für Physikalische Chemie zum diesjährigen Chemie-Nobelpreis 2021 übergeleitet. Der Chemie-Nobelpreis 2021 wurde zu gleichen Teilen Benjamin List (Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim/Ruhr, D) und David MacMillan (Princeton University, USA) für Entwicklungen auf dem Gebiet der asymmetrischen Organokatalyse verliehen. Bestimmte Moleküle kommen in zwei Varianten vor, die sich wie Bild und Spiegelbild verhalten ("Chiralität"). Für die Herstellung von Pharmazeutika ist es wichtig, dass nur eine Variante dieser Moleküle vorliegt, da nur diese in unserem Körper die erwünschte biologische Funktion ausübt, während die andere Nebenwirkungen auslösen könnte. Mit den von den Preisträgern entwickelten metallfreien Katalysatoren lässt sich bei der Synthese von Pharmazeutika die erwünschte "chirale" Variante in hoher Selektivität herstellen. Die Vorstellung des Chemie-Nobelpreises erfolgte in eindrucksvoller und allgemein verständlicher Weise durch Herrn Univ.-Prof. Rolf Breinbauer vom Institut für Organische Chemie der Technischen Universität Graz. Herr Breinbauer arbeitet nicht nur auf der Thematik des Chemie-Nobelpreises, sondern kennt auch die diesjährigen Preisträger persönlich. An den Vortrag schloss sich eine interessante Diskussion an.
Weitere Informationen
Univ.-Prof. Dr. Werner Sitte
Lehrstuhl für Physikalische Chemie
+43 3842 402-4800
werner.sitte(at)unileoben.ac.at
Ao.Univ.-Prof. Dr. Christian Teichert
Institut für Physik
+43 3842 402-4663
teichert(at)unileoben.ac.at